Das Tränende Herz (Lamprocapnos spectabilis)

Beschreiben wir das Tränende Herz über unsere Empfindungen, so finden wir Worte wie extravagant, romantisch, wunderschön.     

Ursprünglich in China und Korea beheimatet, gedeiht das Tränende Herz dort auf feuchten Wiesen, an Hängen und in lichten, sommergrünen Wäldern in Höhenlagen von 800 bis 2800 Metern. Lamprocapnos spectabilis wurde lange Zeit aufgrund ihrer Blütenform der Gattung der Herzblumen (Dicentra) zugeordnet, so lautet der alte botanische Name Tränenden Herz also Dicentra spectabilis. Landläufig auch bekannt als zweifarbige Herzblume, Herzerlstock, Flammendes Herz, Marienherz oder Schöner Doppelsporn, erhielt die Pflanze 1997 infolge ihrer abweichenden Anatomie den eigenen Gattungsnamen Lamprocapnos. Sie ist die einzige Art dieser Gattung in der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae). Sie ist eine beliebte Zierpflanze und die Giftpflanze des Jahres 2017.       

Der Wuchs des Tränenden Herzens ist sehr markant. Die ausdauernde Staude wird etwa 80 cm hoch und bis zu 60 cm breit, seine Blüten wachsen an bogig überhängenden Trieben, die ihr eine liebsame Note geben. Die filigranen, dichten Laubblätter sind gelappt und gefiedert. Sie erreichen eine Größe von 40 auf 20 cm. Das Laub erscheint in einem hellen, frischen Grün. Die herzförmigen Blüten sind der Namensgeber der Pflanze. Sie erscheinen schon im Frühjahr meist als knappes Dutzend pro Zweig und sind in der natürlichen Variante rosa und weiß. Der englische Name der Pflanze lautet „Lady in a bath“ (Dame in der Badewanne). – Die „Dame“ erscheint, sobald die Blüte umgedreht und leicht aufgedrückt wird. – Nach der Blüte werden die Nährstoffe eingezogen und das Laub stirbt ab. Der ideale Standort für das Flammende Herz ist leicht schattig oder absonnig und geschützt, wo es gerne ein bisschen kühler sein darf. Um richtig zu blühen, bedarf es zuvor über Winter einer Frostperiode. Der Boden sollte, wie für Waldboden typisch, humos und feucht sein. Kalkarme Erde und eine zusätzliche Bewässerung in warmen Sommern sind zu empfehlen.     

Das Tränende Herz wird im Frühjahr gepflanzt, damit die Wurzel der mehrjährigen Pflanze vor dem ersten Winter ausreichend Fuß fassen kann. Setzen Sie mehrere Jungpflanzen mit einem Abstand von 40 bis 60 cm. Arbeiten Sie dabei rund um die Pflanzen etwas Kompost in die Erde ein; danach reichlich angießen. Da der Pflanzensaft Haut und Schleimhäute reizende Alkaloide enthält, tragen Sie bei Pflanzung und Pflege (Schnitt) besser Handschuhe. Pflanzen Sie das Tränende Herz auch abseits von spielenden Kindern. Um eine wilde Samenverbreitung zu verhindern, kann Verblühtes ausgezupft werden. Alle zwei Jahre sollte rund um die Pflanze im Herbst etwas Kompost eingearbeitet werden. An heißen Tagen ist die Staude zu gießen.     

Das Tränende Herz eignet sich zur Bepflanzung von Gehölzrändern und Schattengärten. Seine pastellfarbenen Blüten leuchten im Frühjahr am schönsten vor dunklem Hintergrund. Dabei neigt die Pflanze ihre gebogenen Zweige nach vorne. Damit keine Lücken im Beet entstehen, ist sie mit Sommer- und/oder Herbstblühern zu kombinieren. Gute Beetpartner sind Blattschmuckstauden wie Funkien (Hosta), Purpurglöckchen (Heuchera) oder das Salomonssiegel (Polygonatum). Weiße Sorten harmonieren besonders mit den blauen Blüten von Kaukassusvergissmeinnicht (Brunnera) und Akelei (Aquilegia). Auch in größeren Töpfen zeigt das Tränende Herz seine anmutigen Blüten. Die Zweige eignen sich hervorragend als langlebige Schnittblume.     

Die lange bekannte Sorte ‘Alba’ trägt rein weiße Herzblüten zur Schau. Des Weiteren gibt es eine dunkelrot-weiße Sorte mit Namen ‘Valentine’. Sie hält ihr Laub nach der Blüte etwas länger und zieht erst später ein. Die Sorte ‘Goldheart’ trägt außergewöhnlich gelb-grünes Laub.    

Die Vermehrung erfolgt entweder nach der Blüte durch Teilung (nur ältere Pflanzen), durch Wurzelschnittlinge oder Stecklinge in Anzuchtsubs­trate. Im Staudenbeet bietet sich die Vermehrung durch Aussaat an. Sammeln Sie dazu im Sommer nach der Blüte die Samen ab und säen Sie diese im Herbst direkt ins Beet. Der Kaltkeimer nutzt die Winterperiode, um die Keimung zu aktivieren. Im Bauerngarten können Sie die Aussaat auch der Pflanze selbst überlassen.     

Zu trockene Standorte bedrohen das Tränende Herz mit Austrocknung und Läusebefall. Schnecken lieben das zarte Laub im Frühjahr, deshalb sollte bereits früh eine Strategie gegenüber deren ungünstigem Wirken im Zier- und Nutzgarten eingesetzt werden. Ist der Standort zu feucht (Staunässe) und zu warm, treten leicht Mehltau oder Stängelgrundfäule (Phytophtora) auf. Löcher in den Blütenspitzen rühren von Erdhummeln her, die auf diese Weise an den Nektar gelangen.     

Jörg Gensicke