Deutschland, die Kleingartennation

Ein Kleingartenvergleich der 15 einwohnerstärksten Städte Deutschlands   

Die Datenerhebung  der „toom Baumarkt GmbH“ erfolgte im November/Dezember 2022. Dafür wurden die Stadtverbände und Kleingartenvereine in Deutschlands 15 einwohnerstärksten Städten ermittelt. Untersucht wurden die Faktoren: Anzahl an Kleingartenvereine pro 10.000 Einwohner*Innen, Anzahl Parzellen pro 10.000 Einwohner*Innen, Pachtzins in Euro pro m², die durchschnittliche Parzellengröße in m² und die Fläche in Hektar der Kleingärten in den jeweiligen Städten. Es wurden nur Daten aus dem Jahr 2022 genutzt, um aktuelle Ergebnisse zu erhalten. Die verwendeten Daten basieren auf bestem Wissen und Gewissen – toom garantiert jedoch keine Vollständigkeit der Datensätze, die Verwendung erfolgt auf eigene Verantwortung.   

Leipzig auf Platz 1 der Kleingärten   

Der Gewinner des Kleingartenvergleichs ist Leipzig! Insbesondere in puncto Pachtzinsen kann die sächsische Stadt mit einem kostengünstigen Durchschnittspreis überzeugen und glänzt darüber hinaus mit einer Vielzahl an Parzellen. Gleiches gilt für die Hansestadt Bremen, die in denselben Kategorien der Kleingarten-Hauptstadt dicht auf den Fersen liegt. Insbesondere Frankfurt am Main überrascht im Kleingarten-Ranking besonders: Frankfurt gilt als wenig grün und naturnah; dennoch angelt sich die hessische Großstadt mit der größten durchschnittlichen Parzellengröße den ersten Platz und landet deshalb im allgemeinen Ranking auf Platz 3. Städte in den südlicheren Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg, als auch in Nordrhein-Westfalen schneiden vergleichsweise schlechter ab als andere.    

Die Suche nach einem Kleingarten kann sich als wahrer Marathon erweisen. Kleingartensuchende müssen aufgrund der Wartezeiten einen langen Atem beweisen: In Großstädten wie München oder Berlin können diese zwischen vier bis acht Jahren betragen, in einigen Fällen dauert die Wartezeit sogar bis zu 10 Jahre. Bei Interesse an einem Schrebergarten sollte man demnach nicht lange zögern, sondern sich direkt auf die Warteliste schreiben. In einigen Fällen gibt es sogar einen Aufnahmestopp, da die Nachfrage an Klein­gärten zu hoch ist.   

Einer der Gründe, warum Schrebergärten mancherorts als spießig und konservativ gelten, ist das ausführliche Regelwerk, welchem Deutschlands Kleingartenvereine unterliegen. Als Rahmengesetzgebung fungiert das Bundeskleingartengesetz (BKleinG), welches 1983 eingeführt wurde. Hier werden u.a. die Funktionen beschrieben: Soziale Orientierung; Anbau von Obst und Gemüse, Pachtpreisbindung bei niedrigem Pachtzins usw.  Regional werden Regelanteile den bestehenden Bebauungsplänen und Vorstellungen der Städten und Gemeinden angepasst und auch die Vereinsmitglieder haben bei speziellen Abläufen, z. B. den Ruhezeiten, Mitspracherecht: Das Gesamtergebnis des Regelwerks spiegelt sich in der Gartenordnung wider. Das alles dient dem Zweck, das Kleingartenwesen, das an Vereinsstrukturen und Ehrenamtlichkeit gebunden ist, unter Schutz zu stellen, damit dieses seine sozialen sowie ökologischen Funktionen erfüllen kann – letztendlich der Grund, warum das Kleingartenwesen existiert.    

Vorsitzender des Stadtverbandes „Leipzig der Kleingärtner“ Robby Müller, gibt als Repräsentant der Kleingarten-Hauptstadt Leipzig seine Expertenstimme. Als Gesicht für die Leipziger Kleingärten engagiert sich Robby Müller für den Erhalt und die Entwicklung der Schrebergärten. Müller betont in diesem Zuge die Bedeutung des BKleinG´s für die Kleingartenanlagen: „Die wichtigste Herausforderung für uns ist die Sicherung der Existenz unserer Kleingartenanlagen (KGA). Die Großstädte wachsen rasant, Bauland wird dringend gebraucht und da denken manche Investoren auch an die eine oder andere KGA. In diesem Zusammenhang ist der Erhalt der Schutzfunktion des Bundeskleingartengesetzes eine wesentliche Anforderung an unsere Wirksamkeit.“    

Insgesamt befinden sich in Deutschlands 15 größten Städten ganze 270.438 Parzellen. Sachsen legt mit Blick auf die Anzahl der Parzellen die Messlatte besonders hoch an. Die Leipziger Gartenfreund*Innen beweisen ihren grünen Daumen mit einer Gesamtzahl von 32.000 Parzellen. Direkt danach folgt die sächsische Landeshauptstadt Dresden mit insgesamt 23.000 Parzellen. Berlin wird zwar oftmals aufgrund der rund 66.000 Parzellen als Kleingarten-Hochburg bezeichnet; nichtsdestotrotz erreicht die Hauptstadt im Ranking lediglich den 7. Platz, nach den Großstädten Frankfurt und Hamburg, da die Einwohnerzahl Berlins einfach sehr hoch ist (Kriterium: Parzellen pro Einwohnerzahl).     

Hinsichtlich der Parzellenfläche schiebt sich mit einer Gesamtparzellenfläche von 1.000 Hektar Hannover deutlich in den Vorderrund. Es folgen Frankfurt am Main und Bremen, wo jeweils 4 bzw. 3 % der Stadtfläche mit Parzellen belegt ist. Beide Städte können auch im Bereich durchschnittliche Parzellengröße pro m2 überzeugen: die Frankfurter weisen mit 696 m² die größten Parzellen auf. Trotz der hohen Parzellenanzahl liegt die Durchschnittsgröße einer Parzelle in Leipzig bei 300 m².   

Die Anzahl der Vereine zeigt deutlich, dass das Interesse an Kleingärten stetig steigt. Insgesamt sind in Deutschland 2.950 Kleingartenvereine vertreten. Mit 6 Vereinen pro 10.000 Einwohner*Innen gewinnt Dresden. Doch auch Leipzig kann sich mit 270 Kleingartenvereinen sehen lassen. Berlin verfügt zwar über 977 Vereine, wird die Anzahl mit der Zahl der Einwohner*Innen verrechnet, finden sich nur noch 3 Vereine pro 10.000 Kopf, was der Großstadt den dritten Platz bringt. Allgemein lässt sich sagen, dass sich in allen untersuchten Städten eine große Anzahl an Vereinen und Verbänden finden lässt, die viele Mitglieder umfassen. Demnach sprechen nicht nur die langen Wartezeiten für die Beliebtheit der Kleingärten, sondern auch die Anzahl der Vereine und ihrer Gartenfreund*Innen. 

Vorwiegend junge Familien haben den Kleingarten als Ort der Erholung und Erfüllung ihrer Wünsche nach gesunder Ernährung entdeckt. Es ist das Gesamtpaket, das sie anzieht. Das hat auch etwas mit dem sozialen Charakter des Kleingartenwesens zu tun. Vereine, die sich für die Allgemeinheit öffnen und die jungen Leute in das Vereinsleben integrieren, sind dabei im Vorteil.“         

Die Kleingarten-Hauptstadt Leipzig landet nicht nur in den Bereichen Parzellen- und Vereinsanzahl im oberen Teil des Ranking. Hier können die kostengünstigsten Parzellen, der Durchschnittspreis liegt bei 0,12 Euro pro m², erworben werden. Bremen bietet Kleingarteninteressenten mit 0,18 Euro pro m2 ein ebenfalls günstiges Angebot an. Die Städte Frankfurt a.M., Hamburg, Duisburg und Stuttgart befinden sich in einem ähnlichen Preisspektrum. Der Pachtzins liegt in diesen Kleingartenanlagen zwischen 0,25 – 0,28 Euro pro m². Die nordrhein-westfälischen Städte Essen und Dortmund teilen sich den 7. Platz: Dort ist mit einem Pachtzins von 0,3 Euro pro m² zu rechnen.        

Interesse an einem Kleingarten?­ – Robby Müller gibt Tipps für An­fänger*Innen im Kleingartenwesen:    

„Kleingarten-Interessierte sollten sich vor Abschluss eines Pachtvertrages über die gesetzlichen Grundlagen und die sich daraus ergebenden Anforderungen informieren. Das bezieht sich vor allem auf das Bundeskleingartengesetz, die Kleingartenordnung und die zutreffenden Beschlüsse des Vereins. Auch sollte die Bedeutung des Kleingartenpachtvertrages verstanden und danach gehandelt werden. Aktive Mitwirkung im Rahmen des Vereinslebens ist ratsam und kann das Vereinsleben bereichern.“