Die Sojabohne (Glycine max)

Häufig einfach als Soja bezeichnet, ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (botanisch: Leguminosae oder Fabaceae). Sie stammt von der Wildform Glycine soja ab. Die ältesten­ Hinweise für gezüchtete Bohnen stammen aus Japan­ um 3050 vor Christus.    

Soja hat eine einzigartige Nährstoffzusammensetzung: Ihr Eiweiß besitzt die höchste biologische Wertigkeit aller pflanzlicher Proteine bei hoher Verdaulichkeit. Sie enthält alle essentiellen Aminosäuren, um körpereigenes Eiweiß zu bilden; der Aminosäurewert entspricht dem von Fleisch und Milchprodukten. Dabei enthält Soja aber kein Cholesterin, sondern hauptsächlich gute Fette, die der Gesundheit förderlich sind. Auch ist Soja reich an wertvollen Mineralstoffen, Vitamine, Isoflavone und Spermidin. Und damit ist die Sojabohne die ideale Protein-Alternative gegenüber dem Verzehr von Fleisch. Wichtig! – Vor dem Genuss muss Soja erhitzt / gekocht werden.    

Infolge ihrer agrarindustriellen Nutzung hat Soja im Volksmund keinen guten Ruf: Neben der Ölgewinnung, in erster Linie für Speiseöl – bei bis zu 20 % liegt der Ölanteil in der Bohne – wird das an Nährstoffen gehaltvolle Extraktionsschrot von bis zu 98 % zu Tierfutter weiterverarbeitet und weltweit gehandelt. Der verhältnismäßig kleine Rest findet sich in Produkten des menschlichen Bedarfs. Von 1996 an, stellte die Agrarindustrie auf den Anbau gentechnisch veränderter, Glyphosat resistenter Sorten um, mit einem heutigen globalen Anteil von ca. 80 %. In Deutschland ist der Anbau  gentechnisch veränderter Pflanzen verboten. Hintergründe bilden viel diskutierte Bedenken: z.B. Weitergabe transgenen Materials auf verwandte Wild- und Nutzpflanzen; die Frage der Wertigkeit transgener Spuren in den Nahrungsketten (negative Effekte, Allergien). Die 2004 in Deutschland (und EU) gesetzlich beschlossene Grenze zur Aufhebung der Kennzeichnungspflicht bei unter 1 %-Anteil gentechnisch veränderter Pflanzen(-Stoffe) in Tierfutter- und Lebensmitteln war sicherlich lobbyträchtig und rief starke Proteste hervor.    

Hauptthema aus heutiger Sicht ist der in vielen Ländern betriebene Raubbau an weltklimarelevanten Naturstandorten. – Im Wissen um eine gesündere Ernährung, vegane Alternativen für den hohen Fleischkonsum zu schaffen, werden mehr und mehr pflanzlich orientierte Ernährungsstrukturen entwickelt.  Nun, in Deutschland spielte Soja bis vor wenigen Jahren kaum eine Rolle, doch jetzt kann sich infolge des Klimawandels dessen Anbau in vielerlei Hinsicht als großartige Alternative erweisen.    

Weltweit gibt es tausende von Sorten der Sojabohne. Eine jede kann als Tiernahrung verwendet werden. Sehr viel Forschung gibt es im Lebensmittelbereich, wo Soja nicht als Bohnen gegessen werden, sondern ihr Eiweiß für unzählige Produkte verwendet wird: z.B. für Kekse, Brot, Proteinpulver, Proteinkonzentrate. Letztere werden wieder in Lebensmitteln verwendet, egal ob Pizza- oder sonstige Teige, oder es wird Sojaprotein als Fleischersatz aufbereitet. Dazu wird in Europa seit den 1970gern von großen Lebensmittelkonzernen geforscht. Sie haben Soja als Eiweißquelle entdeckt, nicht nur um den Proteingehalt ihrer Produkte zu erhöhen, sondern schließlich auch, um die funktionellen Eigenschaften von Sojaeiweiß zu nutzen: z.B. dass es hygroskopisch ist – also Wasser anzieht – und damit z.B. verhindern kann, dass aufgeschnittenes Brot/Toastbrot schnell austrocknet.    

Für die traditionelle Lebensmittelherstellung, z.B. für Tofu (Soja-Quark), bedarf es ganz spezieller Sorten mit höherem Proteingehalt und bestimmter Proteinzusammensetzung, damit dieser fest wird und einen guten Geschmack bekommt. Tofu wie auch Sojamilch sollten nicht bitter, sondern leicht süßlich sein und eine  Jasmin-Duftkomponente haben. Für Natto (gekochtes Soja mit Edelpilz geimpft, fermentiert, den entstandenen Kuchen in Öl gebraten bzw. frittiert) werden sehr kleinkörnige Sojabohnen benötigt, weil sie im Ganzen nur kurz fermentiert werden. Auch für Edamame (grüne, unreif geerntete Sojabohnen) gibt es spezielle Sorten. Sie haben größere Körner mit einer bestimmten Textur, welches beim Essen ein besonderes Mundgefühl auslöst. Sie enthalten ähnlich den Zuckererbsen mehr Zucker. Es gibt auch Sojasorten, die sich besonders gut für die Ölherstellung eignen. Leider müssen wir jedoch feststellen, dass gerade bezüglich der traditionellen Sojalebensmittel aus China, Japan und Indonesien wenig geforscht wird. In Deutschland arbeitet seit einigen Jahren der bekannte Tofu-Hersteller Taifun, siehe Internetlink: Taifun Tofu / Tausend Gärten und ein Ziel (taifun-tofu.de), mit der Universität Hohenheim zusammen. Ziele sind: das Sichten der heimischen Sojasorten in Deutschland und das Auslesen bezüglich ihrer Anbauwürdigkeit auf den hier unterschiedlichen Standorten. Im Jahre 2022 erfolgte ein Versuchsanbau mit blühenden Beisaaten als Test für den ökologischen Anbau. – Die Anbauversuche wurden in ganz Deutschland auch unter Beteiligung von vielen Gartenfreund*Innen durchgeführt. Als Teilnehmer von 2022 hat der Autor den Eindruck gewonnen, dass Soja sehr gut als Mischkulturen-Partner für den Haus- und Kleingarten geeignet sein könnte. Schwierig erweist sich für Gartenfreunde aber der Kauf von Saatgut und dessen Impfmaterial. In kleinen Gebinden scheint nur Edamame für den Hobby-Anbau zur Verfügung zu stehen und nur ein Händler scheint Impfmaterial kleinportioniert anzubieten: Link: www.sativa.bio/de/gemuese/edamame-sojabohnen       

Für Tofu-Samen verbleibt die Hoffnung, ein wenig aus dem Fundus des Versuchsanbauträgers zu erhalten bzw. selbst Saatgut aus dem Ertrag vom Vorjahr zu nutzen.     

Botanik und Anbau: Die Sojabohne ist eine einjährige, krautige Pflanze mit bräunlicher Behaarung. Infolge vieler Varietäten sind die morphologischen Merkmale sehr unterschiedlich. Häufig sind aufrecht wachsende Sorten bis 80 cm Wuchshöhe. Wüchsigere Sorten werden sogar bis zu 2 m groß. Die borstigen Stängel sind eher dünn und teils verzweigt. Sojabohnen haben ausgeprägte Pfahlwurzeln von mehr als 1,5 m Länge. Die Wurzeln werden von dem sojaspezifischen Knöllchenbakterien Bradyrhizobium japonicum besiedelt (es bilden sich Knöllchen an den Wurzeln, die darin lebenden Bakterien entnehmen der Bodenluft Stickstoff und bauen es in biologische Strukturen wie Aminosäuren und Proteine ein). In dieser Symbiose erhält die Pflanze von den Bakterien den wichtigen Nährstoff „Stickstoff“ (N) in pflanzenverfügbarer Form. Bei europäischen Böden sind diese Bakterien jedoch nicht natürlich vorhanden, das Saatgut muss daher vor der Aussaat beimpft werden (Mischen in Substraten oder Lösungen). Die Sojabohne ist eine Kurztagpflanze. Beim Anbau unter Langtagbedingungen (Juni) verlängert sich die Wachstumszeit durch Verzögerungen bei der Blütenanlage und Abreife der Samen. Die 2 bis über 20 achselständigen Blüten stehen an kurzen Stielchen in kurzen, behaarten, achsel- oder endständigen, traubigen Blütenständen. Ihre Färbung variiert von hell-lila bis dunkel-violett, purpurfarben, rosa oder weiß. Sie sind mit 5 bis 6 mm Länge relativ klein und in der Regel selbstbefruchtend. Die Blühperiode erstreckt sich meist über drei bis vier Wochen. Blütezeit ist von Juli bis August. 20 % bis 80 % der Blüten setzen Früchte an. Die länglichen Hülsenfrüchte sind 2 bis 10 cm lang und bei der Reife strohgelb, grau oder schwarz und enthalten ein bis fünf Samen. Die Ernte erfolgt im August/September, sobald die Schoten reif (trocken und nicht mehr grün) sind – Vorsicht! Ausfallgefahr der Samen steigt. Die Ernte erfolgt natürlich ohne Entnahme der Wurzeln, damit die folgenden Kulturen den in den Wurzeln gespeicherten biologischen Stickstoff nutzen können, der durch die natürliche Zersetzung freigegeben wird.     

Der Anbau ist relativ einfach: Es sind alle Weinbau- und Körnermaisstandorte attraktiv. Die Aussaat erfolgt nach den Eisheiligen zu Beginn einer ca. 9-tägigen Schönwetterperiode – das Impfbad zuvor nicht vergessen. In der Landwirtschaft werden 50 Körner/m² angegeben, entsprechend können Reihenabstand und Abstand in der Reihe variieren. Der Autor empfiehlt für eine Mischkultur im Gemüsebeet als Abstand in der Reihe mindestens 10 cm, der Reihenabstand liegt bei 50cm, kann aber je nach Partner variabel gestaltet werden. Geeignete Partner: Radies, kleine Rettiche, Frischmöhren, kleine Rüben sowie Rote Bete, Sommersalate, als Intersaat kleinwüchsige Tagetes, Ringelblume bzw. kleinwüchsige horstartig­-wachsende Sommerblumen. Die Entwicklung von Sojapflanzen mit mehreren Trieben ist zu unterstützen. Im Versuchsanbau des Autors erbrachten etwas freier stehende Pflanzen sortenbedingt rund 60 bzw. über 100 Hülsen gegenüber Pflanzen mit nur 8 bis 10 Hülsen bei engem Stand. Zu betonen ist, dass die Kultur ohne Bewässerung durchgeführt wurde, was den Gesamtertrag erheblich beeinflusste. Ausschlaggebend ist daher auch eine unterstützende Bewässerung (20 l/m2), beispielsweise in 3 Gaben (zur Blüte, zur Bildung der Hülse und wenn die ersten Körner wenige mm dick sind), direkt an den Fuß der Pflanzen. Wiederholte kleine Gaben, insbesondere durch Beregnung, wirken eher negativ (hohe Luftfeuchte im Bestand erhöht Pilzgefahr).    

Bislang werden Sojakulturen kaum von Schadorganismen behelligt; mit Zunahme der Anbaufläche wird auch der Krankheitsdruck zunehmen, der vorausschauende Maßnahmen erforderlich macht. Eine lichtdurchflutete Mischkultur dürfte da jedoch sehr robust sein. An Schadorganismen gibt es: Weißstängeligkeit (bei kühl-feuchten Bedingungen – mit Sklerotienbildung), Septoria-Blattfleckenkrankheit bei Soja (in feuchten Jahren), Falscher Mehltau (Feuchtigkeit), Anthraknose (feuchte Bedingungen),  Diaporthe-Stängelfäule (feuchte Witterung), Sojabohnenzystennematode (Fadenwürmer), Drahtwürmer, Schwarze Bohnenlaus, Baumwollkapselbohrer, verschiedene Stinkwanzen, der Asiatische Soja-Rost, Fusarium-Welke (Sudden Death Syndrom), Bakterienbrand, Sojabohnen-Mosaik-Virus.     

Jörg Gensicke     

Literatur:

Sojaanbau in der EU
Hahn, Miedaner; DLG-Verlag

Tofu, Miso, Tempeh
(100 Lieblingsrezepte); Elisabeth Fischer