Grüne Gentechnik, genveränderte (gv) Pflanzen

Liebe Gartenfreundinnen und Gartenfreunde,     

immer wieder werde ich bei Vorträgen, wenn es um Gemüsepflanzen geht, nach möglichem Anbau von genveränderten Pflanzen in Deutschland gefragt. Die Antwort ist einfach. Ein Anbau ist hier tabu. Und trotzdem scheint in der EU ein doppeltes Spiel betrieben zu werden: Wir haben bereits jede Menge Import-Zulassungen. Die Kennzeichnungspflicht gilt erst ab einem Transgenanteil von -1%. Beispielsweise gilt dies für Soja, welchem wir in diesem Heft unter dem Dauer-Untertitel „Neue Pflanzen für den Klimawandel“ einen besonderen Beitrag gewidmet haben. Die Einfuhr von geernteten/verarbeiteten Pflanzen basierend auf Gentechnik-Pflanzen ist längst Routine: Die EU hat bereits 91 gv-Pflanzen für den Import zugelassen. Diese dürfen damit als Lebens- und Futtermittel vermarktet werden. Dagegen stammt die Zulassung für die einzige gv-Pflanze, die in der EU angebaut werden darf, aus dem Jahre 1998. Die Nutzung konzen­triert sich auf den Anbau von Bt-Mais MON810 in Spanien (und ganz wenig in Portugal) – in den letzten Jahren mit stark rückläufiger Tendenz. Neuere Anträge für den Anbau weiterer gv-Pflanzen sind zwar wissenschaftlich begutachtet, hängen aber seit Jahren in der politischen Warteschleife. Die Grüne Gentechnik hat sich weiterentwickelt. Man spricht von mehreren Methoden, deren Erläuterung an dieser Stelle den Rahmen sprengen würde, aber auf Wikipedia nachzulesen ist. Allein erwähnt werden, soll hier die „Gen-Schere CRISPR/Cas“ mit bis dahin ungeahnten Möglichkeiten. Auch die Ziele in der Verwendung der Gentechnik haben sich ausgeweitet. Neben der Entwicklung von gv-Pflanzen mit Resistenzen gegenüber Pflanzenschutzmitteln (mittels Einbau von fremdem Genmaterial – z.B. aus Bakterien) wird auch artverwandtes Genmaterial verwendet, um Nahrungsmittel eine höhere Wertigkeit oder Anbausicherheit zu vermitteln und was die „Genverschmutzung“ der Wildpflanzen verhindert. Auch ist es möglich, durch das Ein-oder Ausschalten von Eigengenen in Pflanzen Wachstumsprozesse zu verändern, wie z.B. das Ausfärben des Fruchtfleisches bei der (Rosa-)Ananas, zugelassen in Costa Rica und USA. – So wurde und wird an immer neueren Ideen, teils sinnvollen, die an einer Aufwertung an wichtigen Inhaltsstoffen für die Ernährung wirken, teils eher unsinnigen, weil sie modisch-orientiert im Focus stehen, geforscht. Es bleiben aber noch Fragen bezüglich der Anbaubedingungen, insbesondere Wasser- und Nährstoffversorgung – in der Regel handelt es sich um „Hochzuchtsorten“. In der Praxis wäre jedoch so manche alte (lokale) und angepasste Sorte viel besser geeignet. Problematisch ist die Vermarktung, die Verteilung der Rechte (Lizenzen) und Geldflüsse, der Wunsch der Gen-Lobby, sich die Natur selbst einzuverleiben, da sie glaubt, durch die Freisetzung der „Wunder-Gene“ gehöre ihr demzufolge auch deren Nachkommen, die die Gene durch die Welt tragen. Auf den Gedanken Gebühren zu erlassen, wegen Durchseuchung der Natur als weltweites Allgemeingut, scheint noch niemand gekommen zu sein. Es dürfte für Sie alle sehr interessant sein, einmal die Palette der Forschungsarbeiten an Pflanzen, soweit öffentlich bekannt, anzuschauen. Dafür empfehle ich den Internet-Link: https://www.transgen.de/datenbank/pflanzen.html    

Ihr Fachberater Jörg Gensicke