Blumen, Beete und Co.

Gartenfreunde Dettingen e. V. im Eulengreuth

Bundeswettbewerb – Jury nimmt Anlage der Gartenfreunde Dettingen im Eulengreuth genau unter die Lupe. 

Der Milan zieht zur Begrüßung majestätisch seine Kreise über der großzügigen und gepflegten Gartenanlage der Gartenfreunde Dettingen im Eulengreuth. Hoher Besuch ist soeben unter der großen Jubiläumslinde eingetroffen: die Jury des Bundesverbandes der Gartenfreunde. Es geht um nicht weniger als die Beteiligung am Bundeskleingartenwettbewerb 2022. „Dieser Tag ist ein geschichtsträchtiger Tag für jeden Einzelnen von uns“, verdeutlicht Oliver Diez, Vorsitzender der Gartenfreunde, den Besuch.  

Er gibt einen Überblick über die Geschichte der Anlage, die mit der Unterzeichnung des Pachtvertrags im Dezember 1980 begann. Doch sie reicht viel weiter zurück: Aus dem Siedlerverein, der sich im Zuge der Bebauung des Guckenhains gegründet hatte, entstand nach vielen Jahren des Bemühens um einen Standort diese weitere Siedlung auf dem Grund einer gemeindeeigenen Obstbaumwiese. „Ich möchte aufgrund der aktuellen weltpolitischen Ereignisse darauf hinweisen, dass der damalige Siedler­verein größtenteils aus Flüchtlingen und Vertriebenen des zweiten Weltkrieges bestand. Diese hatten sich nach Kriegsende in der Wohnsiedlung Guggenhain niedergelassen. Mit Flucht und Vertreibung beschäftigt man sich leider schon seit vielen Generationen und der Klimawandel und die geopolitischen Spannungen werden diese Bewegungen in den kommenden Jahren nochmals verstärken“, erklärte Oliver Diez bei seiner Begrüßung.  

„Mut braucht es – und den hatten wir bei unserer Bewerbung im vergangenen Jahr, und den haben wir auch heute, wenn wir hier stehen und präsentieren wer wir sind und was wir haben.“ Wir nehmen seit jeher die Herausforderung an und steuern auch weiterhin auf eine hoffentlich lange erfolgreiche Zukunft zu“, ist der Vorsitzende optimistisch gestimmt. Die Gartenanlage Eulengreuth sei in der Region ein Begriff, nicht erst seit dem ersten Platz im Landeswettbewerb im vergangenen Jahr. Ehe es bei strahlendem Sonnenschein über verschiedene Stationen durch die Anlage ging, begrüßten die Vertreter von Bundes- und Landesverband die große Gästeschar. Auch Bürgermeister Rainer Haußmann war mit von der Partie. Er stellte den Ort und seine Besonderheiten vor und verwies auf das gute Verhältnis zwischen Gemeinde und Gartenfreunden. „Die Anlage ist ein Ort für Begegnungen und Zusammenkünfte“, und zielte auf die große Vereinshütte, die nicht nur den Mitgliedern dient, sondern bei Festen regelmäßig Gäste beherbergt. Direkt nebenan befindet sich der Kinderspielplatz, der wöchentlich von einem geschulten Vereinsmitglied auf Sicherheitsstandards überprüft wird, damit die rechtlichen Vorgaben eingehalten werden können und somit Versicherungsschutz besteht. Am einstigen munter vor sich hin plätschernden Rathausbrunnen, der nun nahe am Obstlehrpfad in der Gartenanlage steht, erfuhr die Jury viel über die Fachberatung, die die Gartenfreunde zu unterschiedlichen Themen regelmäßig anbieten. Dank der Kooperation mit einem Imker kann der Verein sogar seinen eigenen Honig anbieten. Die fleißigen Bienen tummeln sich in den zahlreichen Blüten tragenden Gewächsen und konnten sich noch wenige Tage zuvor herzhaft an der üppig blühenden Linde bedienen. Zum Beweis lässt Oliver Diez laut vernehmlich auf einer Handy-Aufnahme das Brummen ertönen. „Das Formeleinsrennen der Bienen“, kommentiert Rainer Haußmann das Insektenfestmahl. Eine Parzellenpächterin lässt extra Wicken ranken, damit auch die prachtvollen Schwarzblauen Holzbienen mit Nahrung versorgt sind – sie entpuppen sich als begehrtes Fotomotiv bei den ­Jurymitgliedern.   

Die Dettinger Kleingartenanlage hat 31 verpachtete Parzellen und bietet neben Vereinsheim und Spielplatz, ein Gerätehaus, eine Festwiese, einen Entdeckergarten sowie einen Trinkwasseranschluss für alle Parzellen. Die einzelnen Parzellen versorgen sich mit Sonnenstrom und für Veranstaltungen steht ein Stromgenerator bereit. Jurymitglieder und Gäste waren überall in den Gärten willkommen; die Vereinsmitglieder empfingen sie mit offenen Armen und führten stolz durch Beete und Wiesen. Die Vorlieben traten augenscheinlich zutage. Während bei den einen Kürbisse in Bäumen und Sträuchern dem Licht entgegenranken, gedeihen bei den anderen bereits Riesenkohlrabis. Erntereife Salatköpfe werden durch Schneckenkorn in speziellen Plastikschalen geschützt, Kiwis verdecken fast komplett eine Hütte, und selbst eine Zinkbadewanne, die regelmäßig an heißen Tagen befüllt wird, findet sich auf einer Parzelle. Auch ein Blick ins Innere der Laube ist gestattet. Die Jurymitglieder schauen sich alles genau an, fragen nach, notieren.  

„Die Teilnahme an den beiden Wettbewerben hat die Pächterinnen und Pächter im Austausch und in der Zusammenarbeit gehalten. Daher konnten wir im vergangenen Jahr schon unabhängig vom Ergebnis für unseren Verein und die Gemeinschaft einen Sieg erringen – wir verstellen uns nicht, wir verkünsteln uns nicht. Wir entwickeln uns konsequent weiter, so dass alles, was wir in der Vorbereitung auf heute getan haben, langfristig für uns sein soll“, sagte Oliver Diez stolz. Der Wettbewerb und die Teilnahme sei Teil des Wegs. „Aufgrund der bunten Durchmischung der Pächterinnen und Pächter, sei es Beruf, Familie oder Alter, geben wir in gewisser Weise einen Querschnitt durch die Gesellschaft wieder. In unserem kleinen Kosmos sind uns viele aktuelle Themen und Sorgen nicht fremd“. Um die Vielfalt für alle erlebbar machen zu können, wurden Feste organisiert. So fing es beispielsweise mit einem russischen Abend mit entsprechenden Köstlichkeiten an, den die Schwaben mit ihrer Kulinarik beantwortet haben, worauf die Einladungen der Mitglieder weiterer Migrationshintergründe folgten.  

„Wir haben immer großen Wert auf das „Freunde“ im Wort Gartenfreunde gelegt, denn darum geht es in einer Gemeinschaft. Wir sind nicht nur Freunde des Gartens, sondern auch Freunde innerhalb unserer Gemeinschaft“, betont Oliver Diez und trifft damit einen Nerv von Klaus Otto, Präsident des Landesverbandes der Gartenfreunde Baden-Württemberg. Er zeigte sich sehr erfreut darüber, dass es auch noch Vereine gibt, bei denen die Parzellennachbarschaft ohne Juristerei bestens funktioniert.  

Iris Häfner