Den Schätzen des Waldes auf der Spur

Pilze zählen zu den ältesten und artenreichsten Lebewesen auf der Erde. Festes Schuhwerk, bestenfalls ein luftiges Körbchen, ein Pilzmesser und eine Lupe gehören zur Grundausausrüstung, wenn man sich auf die Suche nach Pilzen begibt. Den Wald zwischen Stiershof und Hohenhardtsweiler haben sich die Gartenfreunde für ihre Pilzwanderung ausgesucht. Zahlreiche Gäste von auswärts gesellen sich dazu. Und einen erfahrenen Sammler oder noch besser einen geprüften Pilzsachverständigen an der Seite zu haben, kann natürlich niemals schaden. Karl-Heinz Johe ist Vorsitzender des NABU Gaildorf, Naturschutzwart des Landkreises und im Naturschutzbund Baden-Württemberg Fachbeauftragter für Pilze. An diesem Nachmittag hat er es hauptsächlich mit Einsteigern zu tun, und natürlich kennen viele in der Runde das geflügelte Wort: „Alle Pilze kann man essen, aber manche nur einmal.“ Deshalb rät er, sich vorab schlau zu machen, das Thema ernst zu nehmen. Ein Pilzbestimmungsbuch leiste hierbei gute Dienste, oder auch eine aktuelle App auf dem Handy, die gegebenenfalls offline funktioniert.      

„Pilze sind keine Pflanzen und keine Tiere, sie sind eine Welt für sich“ klärt Karl-Heinz Johe auf. Sie seien zwar sesshaft wie die Pflanzen, könnten aber keine Fotosynthese betreiben und deshalb nach heutiger Kenntnis eher mit den Tieren verwandt. Die Gesamtheit der in einem Gebiet vorkommenden Pilze wird als Funga bezeichnet. Nach den ersten theoretischen Lektionen bei der Pflanzschulhütte und einem kurzen Fußmarsch entlang der Straße geht’s hinein in den Wald. Grundsätzlich seien beim Betreten des Waldes Regeln einzuhalten, fordert Naturschutzwart Johe. Was die Pilzsuche betrifft, rät er dazu, sich zunächst das Waldstück genau anzusehen, weil sich viele Bäume den Lebensraum mit Pilzen teilen. Verbunden über unterirdische Wurzeln bilden Mykorrhiza-Pilze eine Lebensgemeinschaft mit ihnen und steuern für ihre Partner lebensnotwendige Stoffkreisläufe. Daran lasse sich dann auch ablesen, wo sich die kleinen Schätze des Waldes vielleicht verstecken könnten. Weil viel Laub den Boden bedeckt, gestaltet sich die Suche schwierig, doch die Gruppe wird fündig. Den jungen Hexenröhrling gibt der Pilzfachmann dem Waldboden zurück. Ihn dürfen die Tiere fressen oder er wird zu Dünger. Dafür wandert der Fichtensteinpilz, nachdem er ringsherum gesäubert und an manchen Stellen ausgeschnitten wurde, ins Körbchen. Nach einem genauen Test und weil der angeschnittene Stil sich rötlich-braun verfärbt, geht die nächste Entdeckung als essbarer Safranschirmling durch.    

Früher seien bei ihnen zuhause und generell auf den Tellern der Schwaben Pilze kein Thema gewesen, erzählt Johe. Erst mit den geflüchteten Menschen aus Schlesien und anderen östlichen Regionen seien Pilzgerichte bekannter geworden. Als Anschauungsobjekt stellt er einen prächtigen Parasol vor. Das typische Merkmal dieses Riesenschirmpilzes ist sein großer Hut, der oben schuppig ist. „Ein guter Speisepilz, der sich wie ein Schnitzel panieren lässt“, weiß der Fachmann. Allerdings müsse er ganz durchgegart werden. Von allen bestaunt wird auch der niedliche klebrige Hörnling, umgangssprachlich Zwergenfeuer genannt. Viele Pilze lassen sich tatsächlich nicht finden an diesem Ort, die meisten Körbchen bleiben leer. Aber sie habe viel gelernt, meint Luise, die sich sehr für alles interessiert. Sie mag die Natur, den Wald und sie hat auch schon den Vorjugendjagdschein erworben. Zu weit vorgerückter Stunde läutet Gartenfreunde-Chef Jürgen Brendel das Ende der Wanderung ein. In der Pflanzschulhütte ist längst aufgetischt – dort wartet Gartenfreundin Doris Lindner mit Kaffee und Kuchen.