Gartenfreunde Spaichingen e. V.

Geführter Wildkräuterspaziergang mit Kerstin Ginzel und den Gartenfreunden Spaichingen e.V.

Die Liste der Wildkräuter, die im Frühling gesammelt werden können, ist lang! Das zeigte auch der zweistündige Spaziergang mit Kräuterexpertin Kerstin Ginzel, den die Gartenfreunde Spaichingen e.V. im April anboten. Teilnehmende nutzen den geführten Spaziergang als Einstieg in die Welt der Wildkräuter jenseits der üblichen Verdächtigen. Andere nutzten diesen zur Auffrischung oder Erweiterung des eigenen Kräuterwissens. Die Kräuterexpertin vermittelte Wissenswertes zu gut zwanzig Wildkräutern. Sie erläuterte vielfältige Verwendungsmöglichkeiten in der Küche und verriet auch das eine und andere Rezept aus ihrem Fundus.        

Was für viele Gartenbesitzer ein Ärgernis darstellt, ist für andere nicht nur eine Bereicherung, sondern ein grüner Schatz aus der Natur. Gerade Löwenzahn, Sauerampfer, Brennnessel, Gundermann, Gänseblümchen, oder den von Gartenbesitzern als Plage wahrgenommenen Giersch, eignen sich hervorragend als unkonventionelle Salat- und Gemüsebeilage, grüner Power-Smoothie oder würziges Pesto. Sie sind reich an Spurenelementen, Mineralstoffen und Vitaminen. Auch ihr Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen kann sich sehen lassen. Eine stattliche Anzahl gehört auch zur Gruppe der Heilkräuter, da sie bei vielerlei Beschwerden Linderung verschaffen. Rund um Körper, Geist & Seele und in der Hausapotheke haben Wildkräuter/Heilkräuter als Tees, Salben, Tinkturen oder Auflage ihren festen Platz. Wer neugierig geworden ist und Wildkräuter selbst sammeln möchte, ist herzlich dazu eingeladen. Einige wichtige Regeln sollten dabei aber beachtet werden:   

Nur die Kräuter sammeln, die man wirklich kennt.   

  • Einige Kräuter stehen unter Naturschutz und dürfen nicht gepflückt werden.    
  • Keine Kräuter sammeln, die direkt an Straßen stehen (Schadstoffbelastung).    
  • Keine Kräuter direkt an Ackerrändern sammeln (Pflanzenschutzmittelbelastung).   
  • Um Kräuter, die auf Hundewiesen gedeihen, sollte man einen Bogen machen.    
  • Tabu sind außerdem alle Pflanzen, die in Naturschutzgebieten wachsen.   
  • Je Kräuterpflanze nur wenige Blätter oder Blüten sammeln. Andere Spaziergänger oder Wanderer sollen nicht sehen können, dass fleißig geerntet wurde.    
  • Pflanzen niemals mit der Wurzel ausreißen – NACHHALTIG ernten.    
  • Kräuter achtsam pflücken oder mit dem Messer/der Schere abschneiden.    
  • Leinenbeutel und Körbe eignen sich zum Sammeln.    


Manche Kräuterexperten raten dazu, die Kräuter um die Mittagszeit zu ernten. Der Gehalt an ätherischen Ölen und Wirkstoffen sei dann am höchsten. Wildkräuter sollten möglichst frisch verarbeitet werden. Im Kühlschrank halten sie einige Tage, wenn sie in feuchtem Küchenpapier eingewickelt aufbewahrt werden. Länger als im Kühlschrank sind sie durch Eingefrieren haltbar.    

Fazit: Wildkräuter sind wohltuend, gesund und mega lecker. Davon überzeugten sich dann auch die Kräuterspaziergänger/innen bei einer wilden Kostprobe zu der verschiedene Wildkräuterdips, -aufstriche oder Wildkräuterbutter samt veganen Varianten gereicht wurden.    

Anwesende Hausgärtner/innen waren am Ende nicht abgeneigt, so manchem unerwünschten Beikraut künftig etwas Positives abzugewinnen. Wer dennoch den Wildkräutern im eigenen Garten nichts abgewinnen kann, hat immer noch die Möglichkeit, ihnen mit der Hacke zu Leibe zu rücken und sie als Flüssigdünger anzusetzen. Gerade als Jauche sind sie idealer Bio-Dünger im Gemüsebeet.   

Und zu guter Letzt noch die Auflistung der Wildkräuter, die wir auf unserem Spaziergang entdecken konnten:    

  • Vogelmiere (Stellaria media)    
  • Gänseblümchen (Bellis Perennis)   
  • Schlüsselblume (Primula veris)    
  • Kleiner Wiesenknopf oder Pimpinelle (Sanguisorba minor)   
  • Scharbockskraut (Ficaria verna)   
  • Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis)    
  • Himbeerblätter (Rubus idaeus)    
  • Frauenmantel (Alchemilla)    
  • Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa)    
  • Löwenzahn (Taraxacum)    
  • Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)    
  • Klein-Wiesen-Labkraut (Galium mollugo)    
  • Bärlauch (Allium ursinum)    
  • Schlehenblüten (Prunus spinosa)     
  • Brennnessel (Urtica)    
  • Giersch (Aegopodium podagraia)    
  • Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)     
  • Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris)    
  • Schafgarbe (Achillea)     
  • Spitzwegerich (Plantago lanceolata)    


Brennnesseln gehören zu den Superfood. Sie sind reich an Vitamin A, E, B2, B5 und C. Sie besitzen etwa 30 Prozent Proteine und sind somit eine perfekte Quelle für hochwertiges pflanzliches Eiweiß. Brennnesseln haben einen hohen Eisengehalt und können sehr gut als Spinatersatz verwendet werden. Bei Erschöpfung wirkt Brennnessel-Tee vitalisierend. Im Garten ist das Kraut als Brennnesseljauche ein idealer Bio-Dünger.    

Giersch erinnert geschmacklich an Spinat, Möhre, Petersilie oder Sellerie. In Salaten, Quarks oder Dips schmecken die ganz jungen Blätter am besten. Die älteren Blätter sind dunkler, härter und im Geschmack intensiver. Daher eignen sie sich eher als Dünstgemüse, Suppenkraut oder Pesto. Frische oder getrocknete Gierschblätter können auch als Petersilienersatz verwendet werden. Giersch harmoniert mit den meisten Gemüsesorten.      

Löwenzahn wirkt verdauungsfördernd, lindert Völlegefühl und hilft gegen Blähungen. Er ist reich an Vitamin C. Zarte, junge Löwenzahnblätter eignen sich bei Frühjahrskuren als Salat oder einen grünen Smoothie. Die geschlossenen Blütenknospen lassen sich am besten vor der Blüte in Öl angedünstet essen.    

Spitzwegerich, auch als Wiesenpflaster bekannt, lindert Insektenstiche und hilft gegen Husten. Er ist als Gewürzkraut für Suppen geeignet und als Kräutertee oder im Salat verwendbar.