Heilende Wurzeln und Knollen

Unsere Vorfahren in der Steinzeit sammelten bereits viele der heute bekannten Wurzelknollen. Sie dienten nicht nur zur täg­lichen Ernährung, man kannte schon damals ihre Heilwirkungen und begann, sie zu kultivieren. Sellerie, Meerrettich, Karotten, Rote Beete und Kartoffeln zählen zu den bekannten Wurzelgemüsen. Topinambur, Pastinaken und Petersilienwurzeln sind leider in Vergessenheit geraten.

Als Deutschland während der Weltkriege hungerte und die Kartoffelernte auch noch ausfiel, begann die kulinarische Zeit von „Morgens-, Mittags-, Abends-Steckrüben“ und zwar als Eintopf, Rübenkuchen und Rübenkaffee. Steckrüben galten in der Nachkriegszeit als „Arme-Leute-Essen“. Heute feiert man ihr Comeback in der Sterneküche. Wer sich gesund und bewusst ernähren möchte, kennt die Vorteile: Zum einen enthält Wurzelgemüse in der Regel wenig Kalorien und ist reich an Ballaststoffen. Zum anderen sind es wahre Bomben an Vitaminen und Mineralstoffen. Besonders Kalzium, Kalium, Magnesium, Phosphor und jede Menge Spurenelemente speichern die Knollen und Rüben.

Möhren
(lat. Daucus carota): Sie gehören zu den ältesten Nutzpflanzen des Abendlands und sind seit etwa 2000 Jahren bekannt. Ursprünglich stammten sie wohl aus Mittelasien und mussten sich gegen Pastinaken und Kohlrabi behaupten.
Möhren enthalten eine ganze Reihe medizinisch wirksamer Inhaltsstoffe. Die Pflanzen wendet man innerlich und äußerlich an. Man nutzt die frischen Wurzeln und die Samen. Die orange-gelbe Farbe stammt von der hohen Konzentration an Karotin. Der menschliche Körper wandelt es in der Leber zu lebensnotwendigem Vitamin A – ein wichtiges Vitamin für Augen, Haut und Schleimhaut. Daneben schützen die Carotine vor hohen Blutzuckerwerten. Der Verzehr von Möhren verringert den Anstieg von Blutzucker und Insulinausschüttung. Außerdem führt er zu einem raschen Sättigungsgefühl.
Möhrensaft hat membranprotektive und antioxidative Effekte, es wirkt leberschützend und wird bei Leberentzündungen zur besseren Heilung eingesetzt. Möhren haben ferner eine gefäßerweiternde Wirkung und senken damit den Blutdruck. Häufiger Möhrenkonsum kann das Brustkrebs-Risiko verringern. Eine Heilnahrung aus Möhren und Reis soll bei massiven akuten Durchfallerkrankungen von Kleinkindern den Elektrolythaushalt wieder herstellen und einer gefährlichen Dehydration entgegenwirken. Frisch geriebene Karotten verbessern die Eisenwerte im Blut stillender Mütter.

Pastinaken
(lat. Pastinaca sativa): Ihre Wildform gehört zu den ältesten Sammelpflanzen der eurasischen Urbevölkerung. Sie ist heute noch als Wildpflanze verbreitet. Bis Kartoffel und Möhre sie verdrängten, stellte sie bis zum 18. Jahrhundert eine der wichtigsten Grundnahrungspflanzen dar.
Pastinaken sind Wurzelrüben und der Petersilienwurzel sehr ähnlich. Ein Wintergemüse, das sein Aroma nach dem ersten Frost so richtig entfaltet. Essbar sind die Blätter und Wurzeln, roh, gekocht oder gedünstet. Ihr Geschmack ist leicht süßlich bis etwas herb.
Sie sind reich an Kohlehydraten, sättigender Stärke, Ballaststoffen, Vitamin C, B1, B2, Eisen und ätherischen Ölen. Kaum ein anderes Gemüse enthält so viel Kalium. Der hohe Anteil an ätherischen Ölen bestimmt auch den Geruch. Kalzium, Kalium, Magnesium und Phosphor benötigen wir für den Muskel- und Knochenaufbau.
Ihr Nährwert ist beachtlich, hat aber nur wenig Kalorien (60 Kcal pro 100 g). Im Kohlehydratanteil von 18 % ist das herzschützende Pektin enthalten.
Das Öl der Pastinake ähnelt dem Kümmelöl Carvon und besitzt die gleiche Wirkung. Es wirkt anregend auf die Verdauungstätigkeit, lindernd bei Magen- und Darmbeschwerden. Das Öl erleichtert die Atmung und wirkt positiv auf das Nervensystem. Bei Magenschmerzen, Fieber und Schlaflosigkeit können Pastinaken als Tee aufgegossen werden.

Schwarzwurzeln
(lat. Scorzonera): Sie stammen aus Mitteleuropa und waren schon bei den Germanen bekannt. Unter Kaiser Karl dem Großen galt sie als Lieblingsgemüse der feinen Leute. In der Medizin setzte man sie bei Schlangenbissen und zur Stärkung der Leber bei Alkoholkranken ein.
Später galt das Gemüse als unfein und wurde „Spargel für arme Leute“ genannt. Vielleicht weil die Zubereitung mühsam ist und die Hände verfärbt. Dennoch, Schwarzwurzeln sind ein wertvoller Bestandteil der Ernährung. Pro 100 g enthalten sie nur 16 Kalorien, sind also ideal fürs Schlankbleiben, und mit 17 g/100g Ballaststoffe wichtig für eine gute Verdauung. 
Weitere Inhaltsstoffe: Vitamin B1, Kalium zur Stärkung der Nerven, Magnesium für Herz und Kreislauf, Eisen fürs Blut, Kupfer für die Gehirnarbeit und Mangan zur Unterstützung der Entgiftungsarbeit der Leber. Frauen in den Wechseljahren, die an Osteoporose leiden, können mit Schwarzwurzeln der Knochenentkalkung entgegenwirken. Diese Wurzel vertreibt die Müdigkeit und ist ein Anti-Stress-Gemüse. Als Abendessen genossen verbessert die Pflanze den erholsamen Schlaf.  
Der in der Schwarzwurzel enthaltene Wirkstoff Allantoin fördert die Wundheilung. Nennenswert ist auch der hohe Anteil von Inulin (nicht zu verwechseln mit Insulin). Dieses Speicherkohlehydrat besteht aus Fruktosebausteinen, die erst im Dickdarm von den Darmbakterien zu kurzkettigen Fettsäuren abgebaut werden. So unterstützt Inulin das Wachstum der gesundheitsfördernden­ Darmbakterien.   
Die Lebensmittelindustrie nutzt diese Eigenschaft und setzt sie als Präbio­tikum den Lebensmitteln bei. Die Frucht ist winterhart und kann somit den ganzen Winter über geerntet werden.  

Kartoffeln (lat. Solanum tuberosum): Die Spanier brachten sie um das Jahr 1550 nach Europa. Man hielt sie fälschlicherweise für Trüffeln und gab ihnen den Namen Taratoufli. Heute heißen sie Patata oder Batata. Der Volksmund machte daraus Tartuffel, Kartuffeln und schließlich hießen sie dann Kartoffeln. In Frankreich nennt man sie heute Pomme de Terre, in den Niederlanden Aardappel.    
Die Kartoffel gehört zur Familie der Nachschattengewächse und enthält in den Samen und den grünen Teilen der Knolle das stark giftige Solanin. Essbar sind nur die nicht grünen Pflanzenteile und die unterirdischen Knollen. Aus diesem Grund weigerten sich die ersten Bauern, das „giftige Teufelszeug“ anzubauen. Erst dem „Alten Fritz“, König von Preußen, soll es gelungen sein, die Kartoffel zu verbreiten. Er ließ die Felder bewachen, um von der Kostbarkeit der Frucht zu überzeugen.    
Die Kartoffel zählt zu den Grundnahrungsmitteln und wird kaum mit medi­zinischer Wirkung in Verbindung gebracht. Dabei ist sie ein wichtiger Vitaminlieferant, 11 verschiedene Vita­mine­, vor allem aus der B-Gruppe, verbessern das körperliche und geistige Wohlbefinden. Sie enthält ferner hohe Konzentrationen an Kalium, Eisen Magnesium, Calcium und Phosphor sowie 10 weitere Mineralstoffe.   

Antonia Rose  



Gesundheit-Tipp

Wussten Sie, dass die Kartoffel ein sehr gutes Pflegemittel für die Haut ist?     
Roh gerieben auf die Haut aufgetragen und nach einer 20-minütigen Einwirkzeit mit einem feuchten Tuch abgenommen, glättet empfindliche Haut.    
Legt man rohe Kartoffelscheiben aufs Gesicht, lindern sie Augenschwellungen und wirken Kopfschmerzen entgegen. Bei Magengeschwüren trinkt man rohen Kartoffelsaft, den man mit etwas Wasser verdünnt. Kartoffelbrei hilft schnell bei Magen- und Darmkatarrhen. Ein Gesichtsdampfbad aus gekochtem Kartoffelschalenwasser hat sich bei Stirnhöhlenvereiterungen bewährt. Die in der Kartoffel enthaltenen Ballaststoffe fördern die Verdauung. Kartoffelsaft mit Öl vermischt findet äußerlich aufgetragen Verwendung bei Sonnenbrand.   
Ungesalzenes Kartoffelschalenwasser empfiehlt sich bei Gichterkrankungen. Der hohe Mineralstoffgehalt neutralisiert zu starke Magensäure. Ein warmer Kartoffelumschlag aus Pellkartoffeln hat sich u.a. bei Halsschmerzen, rheumatischen Beschwerden, Sehnenscheidenentzündungen, Bauchschmerzen, Blasenentzündungen, Ischias, Rheuma und hartnäckigem Husten sehr bewährt.   
Bitte nicht vergessen: Kartoffelvergiftungen können bis zum Tode führen. Die grünen Pflanzenteile sind hochgiftig, nicht einmal der Kochvorgang zerstört dieses Gift. Bitte niemals grüne Kartoffeln verwenden.