Honig – ein ­Lebenselixier

Honig, wunderbar süß, lecker auf dem Butterbrot oder im Tee. Die Deutschen lieben Honig. Allein 2018 lag der Pro-Kopf-Konsum durchschnittlich bei über 1 kg. Bevor Zucker industriell aus Zuckerrüben gewonnen werden konnte, war Honig über viele Jahrhunderte hinweg das einzige Süßungsmittel.

Wie lange der Mensch Honig sammelt, kann niemand sagen. Alte Höhlenmalereien von „Honigjägern“ belegen, dass schon die Steinzeitmenschen vor über 9000 Jahren „auf den Geschmack“ gekommen waren. Honig wurde aber auch als Köder für die Bärenjagd eingesetzt. Und war nicht zuletzt auch ein Zahlungsmittel: Ein Topf Honig hatte denselben Wert wie ein Esel.      

Bei den Mayas besaß der Honig einen hohen religiösen Wert und diente ihnen als Opfergabe an die Götter. Bei Ausgrabungen der Pharaonengräber fand man Honig als Grabbeigabe. Sie galt als Speise der Götter und Quelle der Unsterblichkeit.   

Die Hausbienenhaltung mit gezielter Honiggewinnung wird im 7. Jahrtausend vor Christus in Anatolien vermutet. Auch die medizinische Wirksamkeit war schon früh bekannt. Bereits 400 vor Christus wusste Hippokrates mit Honigauflagen das Fieber zu senken. Der Verzehr  von Honigwasser führte zur Leistungssteigerung bei den Athleten der Olympischen Spiele. Die alten Ägypter verwendeten Honig zur Wundheilung. Im Buddhismus isst man Reis und Honig, um dem Leben Schönheit, Kraft und Ausgeglichenheit zu schenken.    

Im Zuge der Renaissance traditioneller medizinischer Verfahren wurde der Honig als Heilmittel wieder entdeckt. Wissenschaftler konnten nachweisen, dass Honig über erstaunliche medizinische Wirkungen verfügt. Chemisch betrachtet besteht Honig aus 80 Prozent Zucker und 20 Prozent Wasser. Weitere 180 Begleitstoffe konnten nachgewiesen werden. Neben wichtigen Vitaminen und Spurenelementen fand man Inhibine, die wie ein natürliches Antibiotikum wirken. Inhibine ist eine allgemeine Bezeichnung für Wirkstoffe, die das Wachstum von Keimen hemmen.   

Dr. Guido Mjno von der University of Massachusetts erklärt: Bedingt durch den hohen Zuckeranteil entziehe Honig den bakteriellen Zellen das Wasser, so dass sie schrumpften und schließlich abstürben. Außerdem enthalte Honig ein Enzym (Glukoseoxydase), das permanent desinfizierendes Wasserstoffperoxid produziere. Die antibiotischen Effekte bei Helicobacter pylori (dem berüchtigten Mitauslöser des Magengeschwürs) wurden wissenschaftlich bestätigt. Als Naturprodukt besitzt Honig den großen Vorteil, dass Bakterien gegen ihn keine Resistenzen entwickeln können.

Die britische Mikrobiologin Rose Cooper konnte nachweisen, dass Honig, auf Wunden aufgetragen, zu einer sehr viel schnelleren Wundheilung führt. Aber Vorsicht: Normaler Honig aus dem Supermarkt darf nicht in offene Wunden gelangen. Hierzu benutzt man speziell gereinigten, keimfreien Honig. In Europa ist medizinischer Honig unter der Bezeichnung „Medihonig“ zugelassen und in der Apotheke erhältlich.    

Medizinischer Honig     
Dieser Honig stammt von Manuka­sträuchern oder anderen Myrtengewächsen der Art Leptospermum, die in Australien und Neuseeland wachsen. In einer Studie der indischen Memorial-Medical-Hochschule war das Fazit eindeutig: Wunden, die mit medizinischem Honig behandelt wurden, heilten rascher als die Wunden, bei denen „Silbersulfadiazin“ eingesetzt wurde. Silbersulfadiazin wird in der Schulmedizin bei Brandwundenverletzungen verwendet.    

In mehr als zwanzig Studien wurden Honigbehandlungen beschrieben und analysiert. Kai Sofka von der Uni-Kinderklinik in Bonn betont die Anwenderfreundlichkeit. Verbandswechsel mit Honigauflagen lassen sich leicht durchführen, er ist weitgehend schmerzfrei und die neu gebildeten Hautschichten werden kaum verletzt. Selbst die zum Teil unangenehmen Wundgerüche fängt der Honig auf. Selbst Wunden, die über Jahre hinweg nicht heilen wollten, können sich innerhalb weniger Wochen bessern.     

Aber auch mit gewöhnlichem Haushaltshonig können Sie einiges kurieren: Bekannt ist Tee mit Honig bei Halsschmerzen und Erkältungskrankheiten. Auch wenn man sich pudelwohl fühlt, sollten Sie sich ab und zu eine Portion Honig gönnen. Der hohe Anteil an Zucker führt dem Körper Energie zu, Konzentration und Kondition verbessern sich spürbar.   

Wirkungen aller Honigarten    

  • Kraft spendend    
  • Erhöht die Ausdauer und das Leistungsniveau   
  • Bakterien tötend   
  • Wundheilung fördernd – löst Eiter und totes Gewebe auf schmerzlindernd    
  • heilsam besonders bei Gicht und Arthritis (Honigumschläge)
  • verdauungsfördernd, mild ­abführend
  • bewährtes Hustenmittel 
  • altes Hausmittel bei ­Halsschmerzen   
  • beruhigt Körper und Seele    
  • gutes Schlafmittel   
  • beseitigt Muskelkrämpfe    
  • verhindert Nierenerkrankungen    
  • vorzügliches Mittel gegen ­Bettnässen     


Kosmetische Wirkungen: bindet die Hautfeuchtigkeit, fördert die Durchblutung, glättet die Haut, wirkt der Alterung entgegen.          

Warnhinweis: Kein Honig für Säuglinge 
Vereinzelt kann Honig Clostri­dium botulinum enthalten, einen Krankheitserreger, dem Babys wegen ihrer noch unter­entwickelten ­Darmflora nichts entgegensetzen ­können. 
Obwohl das Auftreten des Erregers sehr selten ist, sollten sicherheitshalber Kinder unter 1 Jahr keinen Honig esse

Antonia Rose


Rezepte mit Honig

  • Rezept für Honigmasken bei ­unreiner, entzündlicher Haut:  Zwei Esslöffel Honig erwärmen und mit einem Esslöffel Heilerde verrühren; auftragen, 20 Minuten einwirken lassen und abspülen.
  • Das Lebenselixier als Getränk: Dazu verrührt man zwei Teelöffel Obstessig mit zwei Teelöffeln ­Honig in einem halben Glas Wasser. Genießen Sie die Mischung, wann immer Sie möchten ­frühmorgens, zu den Mahlzeiten oder vor dem Schlafengehen.
  • Rezept für Schönheitsmasken:  Zwei Esslöffel Blütenhonig erwärmen und mit zwei Esslöffeln Quark verrühren; messerrückendick auftragen, 20 Minuten einwirken lassen und abspülen.