Kleine Harzbiene – Anthidium strigatum, (PANZER 1805)

Für die letzten tapferen Flieger beginnt im Oktober allmählich das Ende ihrer Flug­saison. Das betrifft auch die Kleine Harzbiene. „Klein“ bedeutet in diesem Zusammenhang wirklich klein: Sie ist nur 7 Millimeter groß! Mit ihrer schwarz-gelben Zeichnung ähnelt sie der weitverbreiteten Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum) und könnte auf den ersten Blick auch für eine Wespe gehalten werden.   

Ihr kompakter Körperbau weist sie jedoch deutlich als Biene aus. Die Männchen sind leicht von den Weibchen zu unterscheiden: Ähnlich wie bei Masken- oder Pelzbienen besitzen sie eine hellgelbe Gesichtszeichnung. Auch die Mundwerkzeuge der Männchen sind von ähnlicher Färbung. Die Kleine Harzbiene ist in Deutschland zwar weitverbreitet, dabei aber nur mäßig häufig. Besonders wohl fühlt sich die Sonnenanbeterin auf Trockenstandorten. Sie sucht an schroffen Felshängen nach geeigneten Nistplätzen für ihren Nachwuchs, ebenso an sonnigen Waldrändern, in lichten Kiefernwäldern, Sand- und Kiesgruben, aber auch in Steinbrüchen. Beim Nestbau zeigt sie eine seltene Eigenheit: Die mutige Biene errichtet ihre Nester im Freien. Sie gehört damit zu einer Handvoll Wildbienen, die nicht in Hohlräumen oder in der Erde nisten. Dafür braucht sie die sonnige Südseite von Steinen, Baumstämmen oder Pflanzenstängeln. Für den Bau verwendet sie kleine Steinchen und Baumharze, zumeist nutzt sie Kiefernharz. Die Brutkammern entstehen zum Ende der Bauphase. Das Weibchen drückt dazu das untere Ende der harzigen Masse zusammen und dehnt es zu einem kleinen Rohr aus. Die schmale Öffnung der Brutkammer dient der Belüftung. Um das Nest gut zu tarnen, durchsetzt sie es mit kleinen Rindenstückchen. Die ungewöhnlichen Freibauten der geschäftigen Biene zählen dabei bis zu acht aneinandergereihte Brutzellen. Als echte „Hochsommerart“ fliegt die Kleine Harzbiene von Juni bis Ende August. Um ihre Nachkommen mit ausreichend Pollen zu versorgen, braucht die Biene heimische Wildstauden in unmittelbarer Nähe zu ihrem Nest. Den Pollen sammelt sie an acht Pflanzenfamilien. Egal ob Natternkopf, Sonnenröschen oder Fingerkraut, die kleine Biene besucht eine Vielzahl an Blüten. Darunter scheint der Gewöhnliche Hornklee eine unwiderstehliche Anziehung auf sie zu haben. Wie so viele Wildbienenarten wird auch unsere Wildbiene des Monats von einer Kuckucksbiene parasitiert. Die seltene Gelbfleckige Düsterbiene (Stelis signata) sieht ihrer Wirtsbiene dabei täuschend ähnlich. Ohne sich selbst um den Nestbau oder den Pollenvorrat zu kümmern, verlässt sich die Düsterbiene auf die gut ausgestatteten Nester der Kleinen Harzbiene. Als Brutparasitin schmuggelt sie ihre Eier einfach dort hinein. Wenn Sie zum Schutz von Wildbienen und anderen Insekten beitragen möchten, dann sorgen Sie besonders im Herbst für das nächste Jahr vor. Sie können Gehölze und Frühjahrsblüher pflanzen und Aussaaten mit heimischem Saatgut vornehmen.   

Tipps, wie Sie bienenfreunliche­ Strukturen gestalten ­können, finden­ Sie auf unseren Websites:  
www.wir-tun-was-fuer-bienen.de  
www.deutschland-summt.de  

Stiftung Mensch und Umwelt   

Literatur:
  • Amiet, Felix & Krebs, Albert (2012): Bienen Mitteleuropas; ­Gattungen, Lebensweise, Beobachtung; Haupt Verlag, Bern.  
  • Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.  
  • Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna (2017): Wir tun was für Bienen; Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei; 2. Auflage, Kosmos Verlag, Stuttgart.  
  • Michener, Charles D. (2007): The Bees of the World; Johns Hopkins University Press, Baltimore.  
  • Scheuchl, Erwin & Willner, Wolfgang (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas; Alle Arten im Porträt; Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim.  
  • Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2. Auflage, Ulmer Verlag, Stuttgart.  
  • Wiesbauer, Heinz (2017). Wilde Bienen; Biologie, Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen ­Mitteleuropas; 2. Auflage, Ulmer Verlag, Stuttgart.