Kohl

Denken wir an Kohl, so fällt uns das preiswerte Wintergemüse ein, aus dem deftige Eintöpfe, Kohlrouladen oder Sauerkraut hergestellt werden. Demgegenüber galt Kohl in der griechischen Antike als heilige Pflanze. Gelehrte hatten schon früh seine überquellende Lebens- und Heilkraft erkannt.  Selbst in Mythen und Legenden hat der Kohl seinen Platz gefunden. In Frankreich erzählte man den Kindern früher, dass die Babys aus den Kopfköpfen kommen. Eine nette Alternative zum Klapperstorch …

Die Kohlarten gehören zu der Familie der Kreuzblütler und stammen vom Wildkohl ab, dem Brassica oleracea silvestris. Der Kohlkopf stellt hohe Ansprüche an die Wasserversorgung und wächst auf tiefgründigen, humus- und nährstoffreichen Böden. In Deutschland kommt der Wildkohl übrigens nur noch auf Helgoland vor.
Weißkohl und Rotkohl gehören mit zu den Kohlsorten. Aus einer stark zusammengestauchten Sprossachse wachsen Blätter heraus, die einen festen Kopf bilden. Der Weißkohl ist eine wahre „Vitamin-C-Bombe“. Weder bei seiner langen Lagerung noch beim Kochen verliert er den Vitamingehalt. Zu Sauerkraut verarbeitet fördern die Milchsäurebakterien sogar die weitere Vitaminbildung.    
Abgesehen davon, dass der Kohl auch noch reich an Vitaminen A, B und K ist, enthält er wichtige Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium und Kalium sowie die Spurenelemente Phosphor, Eisen und Mangan. Seine schwefelhaltigen Moleküle, die Glucosinolate, verfügen über eine antibiotische Wirkung, d.h., Kohl unterstützt den Körper bei seinem Kampf gegen Bakterien.       
Der hohe Anteil an Ballaststoffen vermittelt schnell ein lang anhaltendes Sättigungsgefühl. Er fördert die Verdauung und schützt uns damit vor Darmerkrankungen. Die enthaltenden Substanzen aktivieren die körpereigenen Abwehrkräfte, das Immunsystem wird gestärkt, Heilungsprozesse werden unterstützt.    
Finnischen Wissenschaftler der Forschungseinrichtung MII Agrifodd Research (Jokioninen) zufolge enthält Sauerkraut sogar eine besondere, vor Krebs schützende Substanz, die Isothiocyanate. Diese haben im Tierversuch eine hemmende Wirkung auf das Krebszellwachstum vor allem in Brust, Darm, Lunge und Leber gezeigt. Die Isothiocyanate entstehen beim Vergären des Weißkohls zu Sauerkraut.   
Nach Angaben der Gesellschaft für biologische Krebsabwehr (Heidelberg) wirkt das Gemüse  unter anderem wegen seines hohen Anteils an rechtsdrehender Milchsäure günstig auf die Darmflora.Es drängt sich also der Verdacht auf, dass Kohl möglicherweise sehr gesund sein könnte.    
Unserer Volksmedizin gebührt der Ruhm, permanent auf die Heilwirkungen des Kohls hingewiesen zu haben – insbesondere auf die innerliche Anwendung des Saftes bei Magengeschwüren. Dies hat die moderne Medizin aufgegriffen. Bereits in den fünfziger Jahren konnte Carnett Cheney, ein amerikanischer Professor, nachweisen, dass Kohlsaft zu bemerkenswert positiven Resultaten führte. An seiner Studie nahmen 50 Patienten teil, die einen Liter Kohlsaft über den Tag verteilt tranken. Ergebnis: Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre heilten deutlich schneller ab, als bei herkömmlichen Behandlungsmethoden.   
Saft aus Kohl: Pflegt die Bauchspeicheldrüse, lindert Krämpfe, Schmerzen und Geschwüre im Magen, reinigt das Blut und wird bei Gicht und Rheuma eingesetzt. Neben den Verdauungsorganen profitiert letztendlich der gesamte Organismus von Kohlmahlzeiten.   
Wichtige Erfahrungen mit Kohl als Heilpflanze wurden übrigens bereits gegen Ende des ersten Weltkriegs gesammelt. Medikamente standen den Militärärzten damals kaum zur Verfügung. Sie heilten abszessartige Ausschläge und Erfrierungen an Händen und Füßen mit Sauerkrautauflagen.    
Äußerliche Anwendung bei  offenen, schlecht heilenden Wunden:
Die dicken Rippen des Kohls werden vor dem Waschen entfernt. Dann muss das Kohlblatt gebrochen werden – mit einem Nudelholz walzt man die Blätter so lange, bis sie weich sind.
Kohlblätter auf die Wunde auflegen und mit einem Verband fixieren. Zwei- bis dreimal täglich wechseln.
Äußerliche Anwendung bei entzündlichen Prozessen, z.B. im Knie, Ellbogen, bei Bronchitis, Halsschmerzen, geschwollenen Halsdrüsen:
Das ganze Blatt wird weich gewalzt und im Wasserbad kurz erwärmt. Das warme Kohlblatt legt man auf die betroffene Stelle. Diese wird zusätzlich mit einem Handtuch umwickelt.
Kohl zieht die giftigen Säfte aus dem Körper und wirkt in die Tiefe. Nach der Behandlung darf man keine Heilsalbe verwenden, die Wunde verschließt sich wieder von selbst.
Kohlauflagen dürfen nur einmal verwendet werden und sind danach zu entsorgen. Bei sehr hautempfindlichen Patienten empfiehlt es sich, die Haut mit Maiskeimöl oder Olivenöl einzureiben. Sinnvoll sind zwei bis drei Anwendungen.