Rückblick – So war das Gartenjahr 2022

Liebe Gartenfreundinnen und Gartenfreunde,       

die Fachleute der Bayerische Gartenakademie erinnern an einen milden Start ins Jahr 2022 mit früher Obstblüte und geringen Frosteinbußen. Im Süden Deutschlands herrschten ab Juni lange Trockenphasen mit hoher Einstrahlung und Hitze, der September dann recht kühl. Es folgten ein mildfeuchter Herbst, ein Kälteeinbruch zum Advent und milde Weihnachtstage. Zwar ist jedes Jahr anders, doch bestätigt sich der Trend, dass Wetterextreme stärker werden, länger anhalten und so die Vegetation mehr negativ beeinflussen.      

2022 blühten die Obstgehölze deutlich früher und infolge der Wärme kürzer. An ungünstigen Standorten gab es Frostschäden. Bei Streuobstbeständen war der Fruchtbehang mit Ausnahme Alternanz-bedingter Ertragsausfälle vielfach gut. Gemulchte Baumscheiben erwiesen sich unter kleinkronigen Obstgehölzen und Beerensträucher äußerst zweckmäßig. Aber die trocken-heiße Witterung hat Spuren hinterlassen. Hitze und Einstrahlung verursachten Flecken und Sonnenbrand auf den Früchten. An einzelnen Standorten kam es bei Äpfeln früh zu starkem Fruchtfall. Die Lagerfähigkeit des Kernobsts hatte ebenfalls gelitten: Späte Apfelsorten blieben oft grün, das Fruchtfleisch wurde schnell weich und mehlig. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Witterung auf die Qualität der Blatt- und Blütenknospen in 2023 auswirkt: bereits im November und Dezember schwollen Knospen von schwarzer Johannisbeere, Pfirsich und Mandel so an, dass sie bei Frösten ausfallen können.    

Infolge der Witterung konnten im Frühjahr 2022 wüchsige Gemüsekulturen (Salate, Radies, Kohlrabi) bald geerntet werden. Dagegen war im Sommer im Gemüsegarten zum Schutz der Feuchte im Boden das Mulchen (wiederholt dünne Schichten aus Rasenschnitt oder gehäckselten Grünabfällen) besonders wichtig. Erfreulich war, dass im April gesätes, tief wurzelndes (Knollen-)Gemüse mit der Trockenheit besser zurechtkam und eine vergleichsweise geringere Bewässerung ausreichte. Wärme liebende Gemüsearten profitierten 2022 bei guter Wasserversorgung von der Witterung. Allerdings zeigten Fleisch- und Roma-Tomaten verstärkt Blütenendfäule als Folge üppigen Wachstums bei starker Verdunstung. Auffällig war bei vielen Sorten die Häufigkeit von Grünkragen. Knollen- und Braunfäule machten allgemein keine Probleme. Wärmeliebende Neuheiten wie Süßkartoffel und Edamame (Gemüsesoja) legten im Spätsommer an Wachstum gut zu. Milde Temperaturen bis in den November sind Garant für erfolgreiche Ernten verspätet gesäter oder gepflanzter Gemüsearten.      

Bezüglich Schadorganismen traten verstärkt Echte Mehltaupilze „Schönwetterpilz“ an verschiedenen Pflanzen auf. Positiv war das verminderte Auftreten von Schnecken und Kirschessigfliege, die Trockenheit und Hitze nicht mögen; Kirschen platzten kaum und auch der Walnussbefall durch Schadorganismen war geringer als in den Vorjahren. Die Quitte erwies sich als Obstgewinner, sie lieferte hervorragende Früchte. Der feuchte Herbst sorgte dagegen für eine verminderte Holzreife der Gehölze, die bei stärkeren Frösten an Stämmen und dicken Ästen zu Schäden führen kann. Besonders wichtig ist hier ein zeitiger Weißanstrich (bei Obst und empfindlichen Ziergehölzen) bevor es im Winter frostig wird.      

Isolde Keil-Vierheilig     
Bayerische Gartenakademie