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Schon jetzt im Herbst lohnt es sich, an die nächste Ernte von Stein- und Kernobst zu denken und möglichen Schäden vorbeugend zu begegnen. In vielen Gärten gibt es häufig Probleme mit dem Frostspanner, der zu den lästigen Schadorganismen im Obstbau gehört. Die Raupen fressen im Frühjahr an den frischen Blättern und Blüten, und selbst junge Äpfel, Birnen und Kirschen sind vor diesen Tieren nicht sicher.
Der Frostspanner gehört zoologisch zu den Schmetterlingen. Der Name Spanner geht auf seine kennzeichnende Fortbewegung zurück. Da die Raupen nur zwei Beinpaare am Hinterleib haben, schieben sie bei der Fortbewegung zuerst den Körper nach vorne, halten sich mit den vorderen Füßen fest und ziehen den Hinterleib nach, wobei der Körper hochgewölbt und gekrümmt ist. Nach ihrer Fraßtätigkeit lassen sich die Raupen an einem Faden zu Boden und verpuppen sich in der Erde; im Herbst schlüpfen die Falter aus den Puppen. Die Männchen sind ca. drei Zentimeter groß und haben gelbgraue Flügel. Die Weibchen besitzen nur Flügelstummel und können sich nicht in die Luft erheben. Deshalb klettern sie an den Baumstämmen empor, um dort in der Nähe der Knospen ihre bis zu dreihundert Eier abzulegen.
Diese Flugunfähigkeit der Frostspannerweibchen kann man ausnutzen und an den Stämmen Leimringe anlegen, auf denen die Tiere dann festkleben. Wichtig ist es, den Stamm vorher an der Stelle gut mit einer Drahtbürste zu glätten, an der der Leimring befestigt wird; ansonsten kriechen die Tiere unter dieser Manschette hindurch.
Am einfachsten kann man Leimringe fertig im Gartenhandel kaufen; sind viele Bäume zu versorgen, ist natürlich die eigene Zubereitung preiswerter.
Zu einem Leimring verwendet man festes und haltbares Papier, das am besten mit zwei Drähten fest am Stamm angebunden und mit einem haltbaren Leim, den es ebenfalls in Tuben im Gartenhandel zu kaufen gibt, bestrichen wird. Ein einfach selbst herzustellender Leim besteht aus 25 Teilen Rapsöl und je zwei Teilen Schweineschmalz, Terpentin und in Drogerien erhältlichem Kolophonium. Zuerst kocht man das Rapsöl und das Schweineschmalz auf zwei Drittel des Volumens ein und rührt dann Terpentin und Kolophonium unter. Der fertig abgekühlte, mit dem Pinsel gut streichbare Leim wird nun auf den vorher befestigten Papierring aufgetragen. Damit der Leim nicht am Stamm herabläuft, biegt man den unteren Rand des Papiers aufwärts.
Wichtig ist es, die Leimringe im Laufe des Septembers anzulegen, bevor die Weibchen die Stämme hochklettern. Bereits Ende Dezember werden die Ringe abgenommen und verbrannt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Wanderung des Frostspanners längst vorbei, und die Leimringe sollten auch nicht an den Bäumen verbleiben, da die verklebten Insekten nur Vögeln schaden könnten, die diese von den Schutzmanschetten abpicken.
Wichtig ist es auch, unterhalb des Leimringes im Spätwinter auf die eventuell abgelegten ovalen Eier des Frostspanners zu achten, die erst blassgrün und später orangefarben sind. Deshalb lohnt es sich, nach der Abnahme der Ringe die Stämme mit einer harten Bürste zu säubern und einen Baumanstrich vorzunehmen. Peter Busch