Senf – Eine scharfe und gesunde Sache!

Wie ein roter Faden zieht sich der Senf durch die Geschichte der Menschheit. Er ist eines der verbreitetsten Gewürze der Welt. Die Chinesen sollen ihn schon vor über 3000 Jahren kultiviert haben – hauptsächlich wegen seiner beliebten Schärfe.      

Die Römer brachten die kleinen Körner von ihren Feldzügen aus Asien mit und verbreiteten sie europaweit. Bekannt als Würzmittel schätzte man die positiven Wirkungen des Senfs aber auch in der Medizin. Der griechische Arzt Pedanios Dioskurides beschreibt im ersten Jahrhundert nach Christi in seiner Materia Medica die außerordentlichen Heilkräfte. Man kurierte damit Schlangenbisse, Beulenpest und sogar „Hysterie“.      

Palladius verdanken wir das erste historische Senfrezept (viertes Jahrhundert): Man mischte Senfkörner mit Olivenöl, Essig und Honig. Most, der ungegorene Traubensaft, wurde mit Senfkörnern gewürzt. Übrigens leitet sich davon möglicherweise der englische Begriff für Senf „Mustard“ ab.     

Karl der Große ordnete im Jahre 795 den deutschen Senfanbau an. Im 14. Jahrhundert erließen die Herzöge von Burgund strenge Qualitätsrichtlinien für den Senf. Das war die Grundsteinlegung für die französische Senfmetropole Dijon. Ludwig der XIV. von Frankreich, genannt der „Sonnenkönig“, begeisterte sich so sehr für seinen Senf, dass er ihm ein eigenes prunkvolles Wappen gab. Heute gibt es unzählige Senfsorten, unter anderem Englischer-, Kremser-, Dijon-Senf und durch weitere Zutaten wie Zucker, Honig, Meerrettich, Pfeffer, Kräuter, Wein, Bier, Knoblauch usw. eine breite Palette der Geschmacksnuancen zwischen süßlich, mild, würzig und sehr scharf.    

Wie schön, dass dieses Gewürz auch ein wichtiger Bestandteil naturheilkundlicher Therapien ist. Senf steigert die Sekretion unserer Verdauungsdrüsen, die fette Wurst liegt nicht so lange im Magen. Ein indischer Forscher fand heraus, dass die beim Grillen entstehenden Schadstoffe durch eine kleine Menge Senf unschädlich gemacht werden. So schützt Senf sogar vor krebsauslösenden Stoffen, die mit der Nahrung aufgenommen werden. Je schärfer der Senf, desto stärker ist die Wirkung.    

Schlucken Sie vor dem Essen ein paar unzerkaute Körnchen. Sie sollen Magen-, Darm-, Galle- und Herzleiden sowie rheumatische Beschwerden lindern. Die Vermehrung pathogener Keime wird gehemmt, Entzündungen entgegengewirkt.    

Interessant ist ferner die so genannte „Darmbürste“ nach Pfarrer Sebastian Kneipp: Täglich zur gleichen Zeit etwa zwei Esslöffel unzerkaute Senfkörner mit viel Wasser trinken, Anwendungsdauer etwa 4 Wochen.    

Senfumschläge reizen die Haut und bewirken reflektorisch die Heilung erkrankter Organe. Diese komplexen Nervenschaltungen beobachtete bereits Hippokrates. Die wissenschaftliche Bestätigung erfolgte dann in der Neuzeit. Diese Vorstellungen sind Grundlage der als „ausleitende Verfahren“ bezeichneten Therapien in der Naturheilkunde. Sie finden ihren Einsatz in der Schmerztherapie oder bei orthopädischen Erkrankungen.     

Senfpflaster oder -umschläge werden auf das schmerzende Gelenk gelegt. Das hautreizende Benzyl-Senföl wirkt auf das Gelenkinnere, führt zu einer vermehrten Durchblutung und die entzündungs- und schmerzhemmende Wirkung tritt ein. Bei den Krankheitsbildern Arthrose und Fibromyalgie haben sich Senfbreiumschläge gut bewährt.       

Antonia Rose    


Anwendungen:     

Wickel: Ein Esslöffel schwarzes Senfmehl (aus der Apotheke) mit heißem Wasser zu einem Brei verrühren, abkühlen lassen und auflegen. Senfwickel haben sich sehr bewährt bei akuter Bronchitis, Husten, Halsschmerzen und Arthrose.   
Vorsicht: Die starken Wirkstoffe können bei Umschlägen zu Haut- und Nervenschäden führen. Eine Anwendung sollte deshalb nur kurz, maximal drei Minuten, und mit besonderer Behutsamkeit erfolgen. Menschen mit Nierenerkrankungen sollten lieber darauf verzichten.   

Senfmehlfußbad: Zwei Esslöffel Senfmehl in Wasser gerührt helfen bei Migräne, Entzündungen der Nasennebenhöhlen und Atemwegs­erkrankungen. Kalte Füße werden warm, Traurigkeit und Schlafstörungen können gemildert werden.   
Ein warmes Senfbad wirkt bei Erkältung. Wichtig: Die Badetemperatur sollte nicht über 37 °C liegen. Sobald die Haut anfängt zu brennen, beenden Sie das Bad und spülen sich gut ab, damit die Haut nicht zu stark gereizt wird. Hinterher ist das Einwickeln in eine Decke und Bettruhe angesagt.    
Hinweis: Säuglinge und Kleinkindern dürfen nicht mit Senf behandelt werden.