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Landwirtschaft weltweit im Wandel
Besaßen weltweit die einzelnen Anbauregionen vor hundert Jahren noch ihre eigenen regionalen Sorten an Getreide, Gemüse oder Obst, kam es im Laufe der Zeit zu einem immer stärker werdenden Schwund an Vielfalt.
Dies hat verschiedene Gründe. Die Gewinnung von Saatgut und dessen Bezug hat sich stark verändert. Konnten Hobbygärtner und Landwirte früher das Saatgut selbst für die Wiederaussaat im nächsten Jahr ernten, so ist dies bei den heute verbreiteten Hybridsorten (F1-Sorten) nicht mehr möglich. Die Eigenschaften der Folgegeneration (F2) sind nicht mehr gleich, d.h. nicht anbauwürdig. Dadurch ist die Abhängigkeit von Saatgutfirmen und wenigen Nutzpflanzenzüchtungen immens gestiegen. Alte „samenechte“ Sorten sind vom Aussterben bedroht. Diese Entwicklung hat vielfältige Folgen und birgt hohe Risiken für Landwirte und uns Verbraucher.
Der Anbau in Monokultur (identische Pflanzen, gleicher Erntezeitpunkt) infolge der Ansprüche (z.B. genormte Pommes Frites) der modernen Landwirtschaft begünstigt die effektive maschinelle Bewirtschaftung und die Massenproduktion, macht die Pflanzen aber auch anfällig für Krankheiten und Schädlinge.
In Irland führte die Abhängigkeit von der Kartoffel als Grundnahrungsmittel um 1850 zu einer verheerenden Hungersnot. In Monokultur angebaut, konnte sich die Kartoffelfäule in kurzer Zeit ausbreiten – heute werden eine Vielzahl von chemischen Pflanzenschutzmitteln verwendet.
Die in Südamerika beheimatete Kartoffel ist traditionell ein Grundnahrungsmittel. Durch die hohe Arten- und Sortenvielfalt sind Ansprüche und Resistenzen der Pflanzen gegenüber Schadorganismen sehr variabel und durch gemischten Anbau sehr sicher.
Durch die weltweite Modernisierung der Landwirtschaft, die so genannte grüne Revolution, kam es zu erheblichen Verlusten an Sorten. In Folge erhöhte sich das Risiko für Ernteausfälle und die Abhängigkeit der Kleinbauern von den Vorgaben der Agrarindustrie. Einige der erhaltenen alten Sorten versucht man heute mühevoll wieder unter den Kleinbauern zu verbreiten.