Tagpfauenaugen im Sommer und Herbst

Schmetterlinge bezaubern mit ihrer flatterhaften Leichtigkeit. Jeder der sie sieht, antwortet mit einem Lächeln. In den letzten Wochen fielen die vielen Tagpfauenaugen auf, die bei den Herbstblühern nach Nahrung gesucht haben. „Haben Sie es auch bemerkt?“, fragen die Fachleute der Bayerischen Gartenakademie. Zu einem Herbstgarten gehören Gräser und verschiedene Astern. Auf diesen tummeln sich bei Sonnenschein unterschiedliche Insekten. Am auffallendsten sind Schmetterlinge, besonders das Tagpfauenauge, welches zu den schönsten Tagfalterarten zählt.    

Das Tagpfauenauge – vom Spezialisten zum Generalisten  

Schmetterlinge sind während ihrer Entwicklung regelrechte „Gestaltwandler“. Aus dem Ei entwickeln sich schwarze Raupen mit weißen Pünktchen. Auffallend sind die gefährlich aussehenden, bedornten Fortsätze auf dem ganzen Körper. Die Raupen findet man ausschließlich auf Brennnesselpflanzen, die die einzige Nahrungsquelle darstellen. Die Tiere leben zunächst gemeinschaftlich, bevor sie sich zur Verpuppung verteilen. Und dann schlüpfen die Falter: die Flügeloberseiten sind mit vier bunten Augen auf rostrotem Untergrund geschmückt, was die Tagpfauenaugen unverwechselbar macht. Während die Raupen auf Brennnessel spezialisiert sind, fliegen die Schmetterlinge auf bis zu 200 verschiedene Blütenpflanzen und schlürfen den Nektar. Beliebte Futterpflanzen neben Weiden oder Huflattich im Frühjahr und Schmetterlingsflieder im Sommer, sind im Herbst Astern- und Efeublüten. Tagpfauenaugen überwintern als erwachsene Tiere in Dachböden, Kellern oder Garagen, natürlichen Höhlen u.a. geschützten Stellen. Von März bis Mai begeben sie sich auf Futtersuche und die Weibchen legen bis zu 400 Eier an jungen Brennnesselblättern ab.  


Das Tagpfauenauge – Wanderer und Klimagewinner   

Einige Schmetterlinge zählen zu den Wanderfaltern. So auch das Tagpfauenauge. Allerdings legt es oft nur kurze Strecken zurück und „wandert“ gezielt in eine andere Region innerhalb des Verbreitungsgebietes. Warme Südwinde begünstigen einen größeren Wanderzug. Somit können auch neue Lebensräume erobert werden. In den meisten Gärten entdeckt man deshalb die schönen Falter. Tagpfauenaugen sind Gewinner des Klimawandels. Früher gab es nur eine Generation im Jahr, bevor sich dann nur in den wärmsten Regionen Deutschlands eine weitere bildete. Durch die Erwärmung mit längeren Sommern bzw. milden Herbsten erscheinen inzwischen zwei Generationen im Jahr. Die erste entwickelt sich im Mai bis Juni und im Spätsommer gibt es eine zweite.   


Schmetterlinge im Garten  

Um Schmetterlinge Lebensraum im Garten zu geben, reicht es nicht, Futterpflanzen für die Falter zu bieten. Genauso wichtig ist ein ausreichendes Futterangebot für die Raupen. Ein sonniges „wildes Eck“ mit einigen Brennnesseln bietet Nahrung für die Raupen vieler Falter. Ein naturnah bewirtschafteter Garten bietet Vielfalt und Lebensraum für verschiedene Tiere.   

Isolde Keil-Vierheilig, Bay. Gartenakademie